Inhaltsverzeichnis

ACT I | Milon von Kroton

ACT II | Ursprung von Kettlebells & Barbells

ACT III | Die Nautilus Revolution

ACT IV | Wirksames Marketing

ACT V | Zerfall der Trainerkompetenz

 ACT VI | Gebrochene Versprechen

ACT VII | Die Lösung

Mit diesem Mini-Dokumentarfilm (und dem dazugehörigen Blog-Post) verfolgen wir das Ziel, die Problematik der heutigen Fitnessindustrie zu beleuchten.

Um diese genau zu verstehen, tauchen wir tief ab in die Entstehung in der Antike, in die Situation der nahen Vergangenheit und der Gegenwart.

 

ACT I – Milon von Kroton

Die Idee von Krafttraining und Muskelaufbau und das Verfolgen eines Lifestyles, der diesen zwei Aspekten des menschlichen Körpers gewidmet ist, ist nicht neu. 

Erste Aufzeichungen aus der Antike – nämlich aus China, Indien, Ägypten und Griechenland – weisen daraufhin, dass dieser Körperkult schon 6’000 Jahre vor Christus verfolgt wurde. 

Die progressive Natur von Kraft- und Muskelaufbau ist also bereits Tausende von Jahre alt. 

Milon von Kroton war einer der berühmtestesten Athleten der griechischen Antike. 

Ein kräftiger Ringkämpfer, mit einem so immensen Vermächtnis, dass sich um seine Geschichten Sagen und Mythen entwickelt haben:

  • Schulterdrücken machte er mit einem Kalb, das er selbst dann noch stemmen konnte als es zum Stier herangewachsen war.
  • Diesen Stier verzehrte er an nur einem Tag. 
  • Wenn er sich auf eine Platform stellt, konnte ihn niemand hinunterstossen. 
  • Er rettete heroisch die Anwesenden eines einstürzenden Hauses, indem er die Balken zusammenhielt. 

Sein Tod ist ebenfalls umwoben von Legenden. 

Bei seinem Versuch einen Baumstamm anzuheben, fiel seine Hand in den Stamm. 

Er steckte fest und wurde später von Wölfen oder sogar von einem Löwen gefressen. 

Neben der ungewöhnlichen Nutzung von Tieren und selbst gebastelten Gewichten entwickelte sich in der griechischen Antike das freie Training.

Sogenannte „Halteres“ waren sozusagen die Geburtstunde der ersten Dumbbells bzw. Kurzhanteln, wie wir sie heute kennen. 

Krafttraining und eine eindrucksvolle Physique gab es also schon damals. 

ACT II – Ursprung von Kettlebells & Barbells

Die Kettlebell, eine aus Eisen gegossene Kugel findet im 18. Jahrhundert ihren Ursprung als Gewichtsstück auf russischen Märkten. 

Dieses historische Gewichsstück mauserte sich schnell zu einem bewährten Trainingsequipment in den Ostblockländern.

Mythen und Legenden erzählen sogar, dass die Kettlebell ihre Geburt als eine umfunktionierte Kanonenkugel erlebte! 

Das ist natürlich ein Gedanke, der die urchige Natur der Kettlebell verstärkt und ihr einen gewissen Charme verleiht. 

Strongman Legende Eugen Sandow folgte Ende des 18. Jahrhundert mit seinen ersten Barbells.

Alan Calvert startete die Massenproduktion und Revolution der Langhantel 1902 mit seiner Firma Bar Bell Co. in Philadelphia. 

ACT III – Die Nautilus Revolution

Gehen wir dem Problem der heutigen Fitnessindustrie langsam aber sicher auf den Grund. 

Wir springen historisch betrachtet langsam in die Moderne; Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts um genau zu sein und widmen uns einem Mann genannt Arthur Jones. 

Arthur Jones revolutionierte das Krafttraining mit seiner Marke „Nautilus“. 

Er stellte das Prinzip des „variablen Widerstands“ vor, das besagt, dass es die an- und absteigende Kraftkurve des Bewegungsradius der einzelnen Gliedmassen berücksichtigt. 

Für die grössten Gliedmassen wurden Maschinen konstruiert, die durch ihren konzeptuellen Aufbau den Widerstand erhöhen oder senken konnten. 

Die Idee war es, diese Maschinen in einer Reihe aufzustellen um in einer gezielten Abfolge an ihnen zu trainieren. 

Damit würde der gesamte Körper schlussendlich diesem revolutioniären Kraftkonzept ausgesetzt. 

Der Nautilus Zirkel bestand aus 12 Maschinen und bald führte jedes kommerzielle Fitnessstudio diesen Zirkel in seinen Gym. 

Die Kraftmaschinen waren eine Revolution und je nachdem welchem Camp, Coach oder Experte du dein Gehör leihst, wird sie entweder als Segen oder als Fluch betrachtet.  

Meiner Meinung nach führten Kraftmaschinen zu einem positiven Aufbau für Bodybuilder, Verfechter und Fitness-Unternehmer und einem gleichzeitgem Zerfall für Nicht-Kenner und Laien.

ACT IV – Wirksames Marketing

Kraftmaschinen waren zu den Zeiten der Revolution von Arthur Jones nicht Neues. 

Lat Pull Downs und Beinpressen gab es schon. 

Der Unterschied lag im Marketing hinter dem Nautilus Konzept, das den Ganzkörper-Effekt zu preisen wusste. 

Mit werbetechnischen Massnahmen wie Vorher – Nachher Fotos von Bodybuilder Casey Viator. 

Jones ging soweit zu behaupten, dass Kraftmaschinen denselben, kraftaufbauenen Effekt auf den menschlichen Körper besitzen wie die olympischen Lifts. 

Mit dem Vorteil, dass diese komplexen und technisch anspruchsvollen Übungen mit schweren Gewichten nicht ausgeführt werden müssen. 

Diese Aussage hält im Vergleich zur modernen Trainingslehre nicht wirklich stand und trotzdem wurde Nautilus ein kommerzieller Erfolg. 

Arthur Jones prägte den Look und die Trainingsphilosphie von weltweit Tausenden von Fitnessstudios und Fitnessketten der heutigen Zeit. 

ACT V – Zerfall der Trainerkompetenz

Einer der Hauptgründe für den kommerziellen Erfolg, war die Erschaffung eines Angebots für die breite Öffentlichkeit, das so vorher gar nicht existierte. 

Vor der Nautilus-Revolution war ein qualifizierter und kompetenter Trainer eine Voraussetzung wenn du intensiv trainieren wolltest. 

Egal ob du dich für die Komplexität der ballistischen Übungen mit der Kettlebell oder die anspruchsvolle Technik für Olympische Grundübungen mit Dumbbells und Barbells interessiert hast. 

Der Weg war derselbe: Um kräftiger zu werden und Muskelaufbau zu verfolgen, musstest du es von jemanden lernen, der sich gut mit der Technik, Materie, Antrophometrie, Trainingslehre und Pädagogik auskennt – und es dir schlussendlich beibringen kann. 

Mit den 12 Kraftmaschinen von Arthur Jones war diese Art von Coach und Trainer neuerdings überflüssig.

Ein einfacher Arbeiter ohne jegliche Grundlagen oder Interessen im Bereich Kraft- und Muskelaufbau, konnte die selbst zu bedienenden Kraftmaschinen instruieren. 

Für Fitnessunternehmer entstand also die Möglichkeit massiv an Personalkosten und Weiterbildungen zu sparen – und das Geld stattdessen in einen wachsenden Fuhrpark von Kraftmaschinen zu investieren. 

Dies kapitalistische Verhalten führte zu einem Zerfall der Trainerkompetenz, unter der vor allem die breite Öffentlichkeit zu leiden hat. 

ACT VI – Gebrochene Versprechen

Die versprochenen Gains, die durch das intensive Marketing der Öffentlichkeit angepriesen wurde, kamen nicht. 

Das Konzept schien – zumindest für Nicht-Kenner und Laien – nicht wirklich zu funktionieren. 

Es passierte also das, was auch in der heutigen Zeit vielen Fitnessstudio-Abonnenten passiert: Die Erfolge und Resultate blieben bei den meisten Menschen aus. 

Natürlich setzt der Erfolg in der Veränderung der Körperkomposition auch eine hohe Seltbstverantwortung voraus, den Willen seine Grenzen zu erreichen und mehr zu leisten als zuvor.

Nichtsdestotrotz schwebt über dem isolierten Training ein gewisses Damokles-Schwert, der Ineffizienz. 

Der Grund wieso isoliertes Training für die meisten Menschen nicht wirklich sinnvoll ist, liegt in der Natur des Körpers. 

Der menschliche Körper bevorzugt – alleine schon aus neuromuskulären Gründen – ein integriertes und nicht isoliertes Training. 

Das Prinzip der neuromuskulären Anpassung muss bei einer effiziente Trainingsplanung auf jeden Fall Beachtung geschenkt werden. 

Die Effizienz unseres Bewegungsapparats entfaltet das volle Potential, wenn wir ihn als ganze und gesamte Einheit trainieren. 

Sauber ausgeführte Übungen mit freien Gewichten wie Kettlebells, Barbells und Dumbbells sind der funktionale Ausdruck der Harmonie zwischen skelettaler und muskulärer Anatomie unter Ladung. 

Beim freien Training erkennt der Körper seine anthropometrischen Unterschiede und erkennt das persönliche Mass and Kraft, Flexibilität und Mobilität. 

Eine feine Balance inter- sowie auch intramuskulär wird vorausgesetzt und vom Körper hergestellt da jegliche Muskelgruppen zusammenarbeiten. 

Jeder Aspekt der freien Übungen wird vom Körper her bestimmt. 

Maschinen hingegen zwingen den Körper, das Gewicht im Prinzip der Maschine zu befördern. Die Maschine und nicht der Körper bestimmt (matrix)

Betrachten wir z.B. die Zusammenarbeit zwischen Quadrizeps und der Hamstrings-Muskelgruppe, die immer in Einheit zusammenarbeiten müssen um einwirkenden Kräften entgegenzuwirken. 

Sollen wir nun die Quads separat traineren, nur weil jemand eine Maschinen dafür erfunden hat?

Mehrgelenkige Übungen machen also grundsätzlich am meisten Sinn, da sie erstens den ganzen Körper beanspruchen und dem Körper die komplette Kontrolle des Gewichts überlassen. 

Diese freie Kontrolle wird oftmals von knochigen Strukturen übernommen. 

Bei der Rest Position im Kettlebell Clean z.B., deponieren wir das Gewicht auf dem Darmbeinkamm der Hüfte. 

Bei einer Barbell Squat stabiliseren wir das Gewicht auf Schulterblätter und Wirbelsäule. 

Knochen sind lebendiges Material wie Sehnen, Bänder und Muskeln und werden kräftiger und dichter als Antwort auf das freie Training mit Gewichten. 

Dieser Aspekt existiert beim Maschinen-Training so gut wie gar nicht. 

Das freie Training verleiht auch eine bessere Kontrolle über den finanziellen Anspruch. 

Besonders die Kettlebell bietet ein unviersales Konzept, das frei von Besuchen von Fitnessstudios ist. 

Wer bereit ist die Technik und Skills zu erlernen, muss seine Wohnung theoritischen nicht mehr verlassen und kann sich somit das Fitnessabo sparen – das 70% sowieso fast gar nicht nutzt. 

ACT VII – Die Lösung

Freie Gewichte wie Kettlebells, Barbells & Co. beherbergen ein einziges Problem: Die meisten Menschen wissen nicht, wie man damit umgehen soll oder kann. 

Diese Problematik kann zu Verletzungen führen und ist einer der fundamentalen Gründe, wieso viele vor freiem Training zurückschrecken. 

Ich glaube, dass die Lösung zweifältig sein kann. 

Auf der einen Seite benötigen wir mehr Integrität in der modernen Fitnessindustrie.

Ein erster Schritt wäre ein ehrlicher Schritt zurück zu dem, was wirklich funktionieren kann für die meisten Menschen, die weder Bodybuilding verfolgen, noch in ihrer strukturellen Integrität beeinträchtigt sind. 

Ein zweiter Schritt wäre es, Trainerkompetenzen im Umgang mit freien Gewicht wieder mehr zu fördern damit wir Menschen hilfsbereit und mit pädagogisch wertvollen Fähigkeiten ausgestattet, helfen zu können. 

Der dritte Schritt richtet sich an uns selbst. Wir dürfen erkennen, dass Erfolge im Bereich Gesundheit, Körperkomposition und Fitness in unserer Verantwortung liegt. 

Wir dürfen nicht alles glauben und müssen kritisches Denken anwenden um ernsthafte Resultate erreichen zu können. 

Wir benötigen einen Anker, der uns am Ziel festhält wenn wir Herausforderungen begegnen denn.. diese Herausforderungen werden kommen. 

Ich hoffe ich konnte dir mit dem Aufzeigen dieser Problematik helfen – selbst wenn der Weg zu einer potentiellen Lösung nicht einfach ist. 

Wenn die Fitnessindustrie ein bisschen ihre kapitalistische Ader zügelt und wieder mehr den Menschen helfen möchte. 

Wenn wir uns bewusst machen, dass nicht alles Gold ist was glänzt und wieder mehr Selbstverantwortung übernehmen.. 

Dann glaube ich, sind sind wir auf dem besten Weg.. 

Quellen

– Basic Barbell Training, 3rd edition – M. Rippetoe, Starting Strength

Resistance Training with Single vs. Multi-joint Exercises at Equal Total Load Volume – Paoli et al

– Barbend.com

– Oldtimestrongman.com

– Milon of Croton, Wikipedia

– GymFails

– TheHustle.co

– CompareCamp.com