Geschichten faszinieren uns Menschen schon seit Ewigkeiten. Als kleine Kinder konnten wir meistens nicht wirklich tief schlafen, wenn uns Papa oder Mama nicht zuvor eine Geschichte erzählt hat. Im Erwachsenenalter nimmt diese Faszination gegenüber Stories und Hintergründen meines Erachtens sogar noch zu. Als Personal Trainer erfahre ich dankbarerweise persönliche und manchmal auch einscheidende Erlebnisse von verschiedenen Menschen verschiedenster Herkunft. Ähnlich wie bei der Story von Mike und der Mukoviszidose verhält es sich bei meiner Kundin Moni um Geschehnisse, die weit in ihre Kindheit zurück führen..
DIE GELÄHMTE HAND
Moni leidet seit Geburt unter der sogenannten infantilen Zerebralparese in ihrer rechten Hand, die durch eine Störung des Nervensystems und der Muskulatur, ihre willkürliche Motorik erschwert. Wikipedia beschreibt dies als eine häufige Mischform von Spastik und Muskelhypertonie. Letzteres konnten wir bereits im Training feststellen, da ihre Hand sich konstant zu verkrümmen scheint und ohne ihren Einfluss fast den ganzen Tag eine Faust macht. Ein grosser Teil der Muskulatur in Unterarm und Handgelenk (vor allem die Flexoren Superfiscialis und Profundus) ist am Faustschluss beteiligt. Wer schon einmal einen intensiven Pump im Gym erlebt hat, kennt das Gefühl eines erhöhten Tonus im Muskel.
Obwohl diese Lähmung ihr Leben beeinträchtigt, ist Moni eine absolute Frohnatur. Zu jedem Training erscheint die KV Angestellte mit einem Lachen und lässt sich nicht von Blicken anderer im Gym, wenn wir ihre gelähmte Hand um den Griff einer SZ Stange winden müssen, beirren. Verständlicherweise ist es ist ihr natürlich ein wenig unangenehm, doch genau in diesem Moment kommt wieder das, von mir häufig angesprochene Vertrauen zwischen Personal Trainer und Trainee ins Spiel. Ich arbeite hart daran, das Vertrauen meiner Kunden zu gewinnen und auf keinen Fall zu missbrauchen. Diese Arbeit meinerseits trägt in der Zusammenarbeit zwischen Moni und mir ihre Früchte und ich bin dankbar, mit ihr trainieren zu dürfen.
FORTSCHRITTE, DIE LEBEN VERÄNDERN
Durch intensive Trainingseinheiten, Mobilisierung ihrer Handgelenke und Schultern und mit der Faszienmassage der Blackroll, konnten wir ihren Muskeltonus nicht nur senken sondern auch im Bereich Griffstärke starke Forschritte machen! Ich behaupte sogar, dass wir vielleicht unter den besten Umständen ein gewisses Gefühl für ihre Hand wieder zurückbekommen können. Gemäss Wikipedia finden sich nur in etwa 50 Prozent der Fälle eindeutige Ursachen für eine Hirnentwicklungsstörung. Meine Schlussfolgerung daraus ist, dass wir vielleicht die Nervenbahnen durch unsere Trainingseinheiten «befreien» können, da das Gehirn unter Umständen nicht wirklich die willkürliche Kontrolle über die Hand verloren hat, sondern nur in gewissen Bereichen behindert wird. Dies ist zwar eine reine Theorie; jedoch zeigen unsere Fortschritte eine vollumfängliche Wirkung.
Moni kann es selbst kaum glauben und mit ihrer Erlaubnis, stelle ich ihre Sprachnachricht zum Abhören zur Verfügung. Überzeugt euch selbst, wie unsere Fortschritte ihr Leben mehr als nur positiv verändert haben!
Monis Sprachnachricht
MIT DER FACKEL IN DER HAND
Moni ist für mich wieder einmal eine absolute Inspiration und bestätigt einmal mehr, dass ich mich Hals über Kopf in diesen Beruf verliebt habe. Dieses Gefühl, anderen Menschen helfen zu können und unter Umständen einen kleinen Teil der Verantwortung für ihre positive Entwicklung tragen zu dürfen, ist einfach unbeschreiblich und unvergleichlich.
Viele von uns schämen sich oder haben Angst davor, den Fuss auf die Strasse der Veränderung zu setzen. Moni dient in diesem Fall als leuchtendes Beispiel dafür, dass man auch eine Fackel tragen kann wenn man aus Gründen einer Krankheit oder Behinderung vielleicht gar nicht dafür vorgesehen wurde..